9. Vergleich von Messmethoden (Bland-Altman-Plot)

Vergleich von Messmethoden: Der Bland-Altman-Plot

Einführung

Der Bland-Altman-Plot ist ein statistisches Werkzeug, das verwendet wird, um die Übereinstimmung zwischen zwei verschiedenen Messmethoden zu beurteilen. Er wurde von J. Martin Bland und Douglas G. Altman entwickelt und bietet eine visuelle Darstellung der Differenzen zwischen zwei Messmethoden über den gesamten Messbereich. Die Relevanz des Bland-Altman-Plots liegt in seiner Fähigkeit, nicht nur systematische Abweichungen, sondern auch zufällige Fehler zu identifizieren, was ihn zu einem unverzichtbaren Instrument in der Validierung neuer Messmethoden macht.

Anwendung

Der Bland-Altman-Plot findet breite Anwendung in der Medizin, Biometrie und anderen Wissenschaften, wo es entscheidend ist, die Genauigkeit und Zuverlässigkeit von Messmethoden zu bestimmen. Typische Beispiele umfassen die Validierung neuer Diagnosegeräte, wie Blutdruckmessgeräte, oder die Vergleichsstudien von Laboranalysen, etwa zur Bestimmung von Glukosekonzentrationen im Blut.

Aufbau / Bestandteile

Ein Bland-Altman-Plot besteht aus folgenden zentralen Elementen:

  • Mittelwert der Messungen: Auf der x-Achse wird der Mittelwert der beiden Messmethoden dargestellt.
  • Differenz der Messungen: Auf der y-Achse wird die Differenz zwischen den beiden Messmethoden abgebildet.
  • Mittlere Differenz (Bias): Eine horizontale Linie, die den systematischen Unterschied zwischen den Methoden zeigt.
  • Grenzen der Übereinstimmung (Limits of Agreement): Diese werden durch die mittlere Differenz ± 1,96 Standardabweichungen der Differenzen definiert und zeigen den Bereich, in dem 95% der Differenzen liegen sollten, wenn die Methoden übereinstimmen.

Interpretation

Die mittlere Differenz gibt den durchschnittlichen systematischen Fehler zwischen den beiden Methoden an. Ein Wert nahe Null deutet auf eine gute Übereinstimmung hin. Die Grenzen der Übereinstimmung zeigen, wie weit die Differenzen streuen. Eine enge Streuung um die mittlere Differenz deutet auf eine hohe Präzision hin. Ein Bland-Altman-Plot kann auch systematische Trends oder Proportionalfehler aufzeigen, wenn die Differenzen mit dem Mittelwert korrelieren.

Praxisbeispiel

Betrachten wir ein Beispiel in R, um die Anwendung des Bland-Altman-Plots zu demonstrieren:

# Beispielhafte Daten
methode1 <- c(100, 102, 98, 101, 99)
methode2 <- c(102, 101, 97, 100, 100)
 
# Berechnung der Mittelwerte und Differenzen
mittelwerte <- (methode1 + methode2) / 2
differenzen <- methode1 - methode2
 
# Bland-Altman-Plot erstellen
plot(mittelwerte, differenzen, xlab = "Mittelwert der Messungen", ylab = "Differenz der Messungen",
     main = "Bland-Altman-Plot")
abline(h = mean(differenzen), col = "blue") # Mittlere Differenz
abline(h = mean(differenzen) + c(-1.96, 1.96) * sd(differenzen), col = "red", lty = 2) # Grenzen der Übereinstimmung

Dieser Code erzeugt einen Bland-Altman-Plot, der die Übereinstimmung zwischen zwei hypothetischen Messmethoden visualisiert.

Erweiterungen

Neben dem klassischen Bland-Altman-Plot gibt es Erweiterungen, wie den gepaarten Bland-Altman-Plot für wiederholte Messungen und den regressionsbasierten Ansatz zur Berücksichtigung von Proportionalfehlern. Moderne Entwicklungen umfassen auch die Integration von Bayesianischen Methoden zur Schätzung der Übereinstimmung.

Fazit

Der Bland-Altman-Plot ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Beurteilung der Übereinstimmung zwischen Messmethoden. Er bietet eine klare visuelle Darstellung systematischer und zufälliger Fehler. Bei der Anwendung sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die zugrunde liegenden Annahmen erfüllt sind und die Daten korrekt interpretiert werden. Für die Validierung neuer Messmethoden ist der Bland-Altman-Plot eine wertvolle Ergänzung zu anderen statistischen Analysen.

Weiterführende Literatur

  • Bland, J. M., & Altman, D. G. (1986). Statistical methods for assessing agreement between two methods of clinical measurement. The Lancet, 327(8476), 307-310.
  • Giavarina, D. (2015). Understanding Bland Altman analysis. Biochemia Medica, 25(2), 141-151.