Zusammenfassung der Vorlesung: Agile vs. Klassische Projektmethoden im IT-Recht

Inhaltsverzeichnis

  1. Einführung
  2. Agile Projekte
  3. Klassische Projekte (Wasserfallmodell)
  4. Vertragstypen im Projektmanagement
  5. Änderungsmanagement
  6. Rechte und Pflichten
  7. Risiken und Herausforderungen
  8. Projektmanagement im Detail
  9. Zusammenfassung
  10. Wichtige Gesetzesgrundlagen
  11. Tipps für Studierende

Einführung

In der heutigen Vorlesung wurden die Unterschiede zwischen agilen und klassischen Projektmethoden im Kontext des Informations- und Technologierechts ausführlich behandelt. Ein Schwerpunkt lag auf den rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere den verschiedenen Vertragsarten und deren Auswirkungen auf Softwareentwicklungsprojekte.


Agile Projekte

Grundlagen und Unterschiede zu Klassischen Projekten

Agile Projekte zeichnen sich durch iterative Entwicklungszyklen aus, die eine flexible Anpassung an sich ändernde Anforderungen ermöglichen. Im Gegensatz zu klassischen Projekten, die oft einem linearen Ablauf (Wasserfallmodell) folgen, setzen agile Methoden wie Scrum auf kurze Entwicklungsphasen (Sprints) und kontinuierliches Feedback.

Wichtige Unterschiede:

  • Iterative Entwicklung: Agile Projekte arbeiten in Schleifen (Iterationen), typischerweise zwischen einer Woche und vier Wochen.
  • Flexibilität: Anpassungen während des Projekts sind einfacher möglich.
  • Kontinuierliches Feedback: Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen verbessern das Endergebnis.

Projektmethodik und Vertragsgestaltung

Für agile Projekte sind Verträge essenziell, insbesondere wenn mehrere Parteien mit unterschiedlichen Interessen involviert sind. Ein Vertrag regelt die Zusammenarbeit und die Vergütung basierend auf der erbrachten Leistung. Wichtige Themenbereiche sind:

  • Softwareentwicklung
  • Vertragsrecht
  • Datenschutz
  • Urheberrecht
  • EU-Rechtsprechung (z.B. EU-Data-Act, EU-AI-Act)

Projektdurchführung mit Scrum

Scrum ist eine weit verbreitete agile Methode, die folgende Elemente umfasst:

  • Iterationsschleifen (Sprints): Typischerweise zwischen einer Woche und vier Wochen, wobei vierwöchige Sprints häufiger sind.
  • Sprint-Reviews: Am Ende jedes Sprints findet eine Überprüfung der erarbeiteten Software statt.
  • Sprint Backlog: Enthält die Aufgaben und Anforderungen für den jeweiligen Sprint.

Wichtige Aspekte:

  • Schleifen (Iterationen): Software wird nicht am Stück entwickelt, sondern in wiederholten Zyklen verbessert.
  • Produktinkrement: Am Ende jedes Sprints sollte ein funktionsfähiges Produktinkrement vorliegen.

Sprint-Reviews und Teilabnahmen

Ein zentrales Thema ist die Prüfung der Softwarelieferungen durch den Auftraggeber:

  • Sprint-Review: Eine kurze Überprüfung, meist innerhalb eines halben Tages.
  • Teilabnahme: Eine erweiterte Form der Überprüfung, die eine fundierte Bewertung der Software ermöglicht.

Herausforderungen:

  • Komplexität der Tests: Je größer das System, desto aufwändiger die Tests, da nicht nur neue Funktionen, sondern auch deren Wechselwirkungen überprüft werden müssen.
  • Juristische Einordnung: Sprint-Reviews passen oft nicht gut in juristische Vertragsmodelle wie Werkverträge.
  • Vergütungsmodelle: Klare Vereinbarungen über die Vergütung basierend auf den Sprint-Ergebnissen sind notwendig.

Klassische Projekte (Wasserfallmodell)

Projektphasen und Vertragsabschluss

Klassische Projekte folgen einem linearen Ablauf, der aus mehreren klar definierten Phasen besteht:

  1. Pflichtenheft erstellen: Detaillierte Spezifikation der Softwareanforderungen.
  2. Vertragsschluss: Das Pflichtenheft wird Teil des Vertrags.
  3. Projektdurchführung: Technische Planung und Realisierung basierend auf dem Pflichtenheft.
  4. Abnahme: Abschlussprüfung und Abnahme der fertigen Software.

Wichtige Schritte:

  • Pflichtenheft: Beschreibt umfassend, was die Software leisten soll.
  • Vertrag: Regelt die Zusammenarbeit und die zu erbringenden Leistungen.

IT-Konzept und Abnahme

Das IT-Konzept definiert die technische Umsetzung der Software. Ähnlich dem Hausbau umfasst es:

  • Technologieauswahl: Datenbanken, Programmiersprachen, Architekturen.
  • Architekturplanung: Struktur der Software und Integration von Komponenten.

Abnahmeprozess:

  • Der Auftraggeber prüft die Lieferung und führt Abnahmetests durch.
  • Mängel müssen gemäß § 640 BGB behoben werden.
  • Abnahme: Rechtlich verbindlicher Abschluss des Projekts nach erfolgreicher Prüfung.

Vertragstypen im Projektmanagement

Werkvertrag vs. Dienstvertrag

  • Werkvertrag:

    • Erfolgsschuldung: Der Auftragnehmer schuldet ein konkretes Ergebnis (z.B. eine fertige Software).
    • Abnahme: Rechtlich verbindlicher Abschluss des Projekts durch die Abnahme des Werkes.
    • Gewährleistung: 24 Monate Mängelbeseitigungspflicht.
  • Dienstvertrag:

    • Keine Erfolgsschuldung: Der Auftragnehmer erbringt lediglich eine Dienstleistung ohne konkretes Erfolgsgarant.
    • Keine Abnahme: Kein rechtlicher Abschluss durch Abnahme.
    • Keine Gewährleistung: Nur Haftung für Schlechtleistung, keine klassische Gewährleistung.

Vergleichstabelle:

AspektWerkvertragDienstvertrag
ErfolgsschuldungJa, konkretes ErgebnisNein, nur Dienstleistung
AbnahmeJa, rechtlich verbindlichNein
GewährleistungJa, 24 MonateNein, nur Schlechtleistung
VergütungBei AbnahmeNach Aufwand (z.B. pro Sprint)

Rechtliche Aspekte und Vergütungsmodelle

  • Werkvertrag:

    • Vergütung: Erfolgsabhängig, erfolgt bei Abnahme des fertigen Werkes.
    • Leistungsabhängige Vergütung: Abhängig von der Erfüllung der Sprint-Ziele möglich.
  • Dienstvertrag:

    • Vergütung: Nach Aufwand, z.B. pro Sprint oder nach Stunden.
    • Leistungsabhängig: Weniger formalisiert als beim Werkvertrag.

Änderungsmanagement

Change-Request-Verfahren

Änderungen im Projekt werden durch Change Requests geregelt, um sicherzustellen, dass Anpassungen strukturiert und nachvollziehbar erfolgen.

Prozess:

  1. Antragstellung: Eine Partei beantragt eine Vertragsänderung (z.B. Änderung des Pflichtenhefts).
  2. Prüfung und Genehmigung: Bewertung der Auswirkungen auf Aufwand, Zeit und Kosten.
  3. Vertragsänderung: Schriftliche Anpassung des Vertrags mit neuen Schätzungen.

Beispiele für Change Requests:

  • Wechsel der verwendeten Datenbank (z.B. von MySQL zu PostgreSQL).
  • Anpassung der Technologie (z.B. Wechsel von Windows 7 zu Windows 11).

Mögliche Auswirkungen:

  • Budgetanpassung: Austausch teurer Komponenten gegen günstigere kann das Gesamtbudget senken.
  • Zeitplanänderung: Änderungen können den Projektzeitplan verlängern oder verkürzen.

Rechte und Pflichten

Rechtseinräumung und Urheberschaft

  • Rechtseinräumung: Klare Regelung, wem die Rechte an den Arbeitsergebnissen zustehen.
  • Urheberschaft: Oft bleibt der Source Code beim Lieferanten, sofern nicht anders vereinbart.

Wichtige Aspekte:

  • Weiterentwicklung und Änderungen: Der Auftraggeber muss die Rechte haben, die Software weiterzuentwickeln oder zu ändern.
  • Lizenzmodelle und Eigentumsrechte: Klare Vereinbarungen verhindern spätere Streitigkeiten über die Nutzung und Weitergabe der Software.

Beispiel:

  • ERP-System: Der Auftraggeber muss sicherstellen, dass er den Source Code besitzt oder die notwendigen Lizenzen erhält, um das System weiterzuentwickeln.

Risiken und Herausforderungen

  • Vertragliche Unklarheiten: Unklare Zuordnung zu Vertragstypen kann rechtliche Unsicherheiten verursachen.
  • Abnahmeprobleme: Verzögerte oder verweigerte Abnahme kann zu Zahlungsausfällen führen.
  • Rechtliche Streitigkeiten: Mängelhaftung und Vergütungsansprüche können zu Gerichtsverfahren führen.
  • Komplexität der Tests: Besonders bei großen Software-Systemen sind umfassende Tests notwendig.

Beispielhafte Risiken:

  • Nicht durchgeführte Abnahme: Der Auftraggeber spielt “toten Mann” und führt die Abnahme nicht durch, was rechtliche Konsequenzen haben kann.
  • Unzureichende Tests: Bei komplexen Systemen können Sprint-Reviews die nötige Tiefe der Tests nicht abdecken.

Projektmanagement im Detail

Magic Triangle of Project Management

Das magische Dreieck des Projektmanagements umfasst drei Hauptaspekte:

  • Projektziel und Qualität:

    • Leistungsvereinbarungen: Was soll herauskommen?
    • Projektvorgehen: Wie wollen die Parteien vorgehen?
    • Leistungsbewertung und Projektfortschrittskontrolle: Abnahmen und Überprüfungen.
  • Termin:

    • Ablauf- und Terminmanagement: Nutzung von Kalendern oder Excel-Sheets zur Terminplanung.
  • Aufwand:

    • Aufwandsmanagement: Planung und Erfassung des Aufwands, Kontierung der Arbeitsstunden der Entwickler zur Kostenkontrolle und Abrechnung.

Zusammenhänge:

  • Wirtschaftlichkeit: Verhältnis zwischen Aufwand und Qualität.
  • Effizienz: Schnelligkeit der Termin-Erreichung im Verhältnis zum Aufwand.
  • Produktivität: Aufwand im vernünftigen Verhältnis zum Termin.

Aufgaben eines Projektleiters

Der Projektleiter hat vielfältige Aufgaben, insbesondere in klassischen Projekten:

  • Koordination, Planung und Überwachung: Sicherstellen, dass alle Projektphasen eingehalten werden.
  • Rekrutierung und Vertretung des Projekts: Personalmanagement und Repräsentation gegenüber Stakeholdern.
  • Dokumentation: Führung von Projekthandbuch, Projekttagebuch, Projektplänen, Statusberichten, und weiteren Dokumenten.
  • Eskalationsmanagement: Bei Problemen wird ein Eskalationsgremium eingeschaltet.
  • Risikomanagement: Identifikation und Bewertung von Risiken sowie Entwicklung von Gegenmaßnahmen.
  • Delegation von Aufgaben: Zuweisung von Aufgaben an Teammitglieder und Überwachung der Fortschritte.

Projektplanung und Kontrolle

  • Planung: Erstellung eines detaillierten Projektplans unter Berücksichtigung aller notwendigen Aktivitäten und Ressourcen.
  • Kontrolle: Regelmäßige Überprüfung des Projektfortschritts, Einhaltung von Terminen und Qualitätsstandards.
  • Aufwandskontrolle: Erfassung der Ist-Aufwände und Vergleich mit den geplanten Aufwänden zur Kostenkontrolle.

Herausforderungen:

  • Unklare Spezifikationen: Fehlende oder verspätete Informationen vom Auftraggeber können die Planung erschweren.
  • Teammanagement: Sicherstellen, dass alle Teammitglieder ihre Aufgaben erfüllen und rechtzeitig liefern.
  • Kommunikation: Effektive Kommunikation zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber ist essenziell.

Dokumentation und Risikomanagement

  • Dokumentation: Erstellung und Pflege von Projektdokumentationen wie Projekthandbuch, Projekttagebuch, Besprechungsprotokollen und Auslieferungsbegleitpapieren.
  • Risikomanagement: Permanente Überwachung potenzieller Risiken, Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der möglichen Kosten sowie Entwicklung von Maßnahmen zur Risikominderung.

Beispiel: Universitätsklinikum Augsburg

Ein praktisches Beispiel für Projektmanagement in einem großen Umfeld:

  • Projektumfang: Einführung einer neuen Software in 27 klinischen Fachrichtungen mit über 1.000 bestehenden Softwareanwendungen.
  • Teamstruktur: Ein großer Projektleiter, Aufteilung in Teilprojekte, Einsatz externer Dienstleister für Spezialaufgaben.
  • Kommunikationsstruktur: Gesamtprojektleiter auf beiden Seiten, Qualitätsmanagement, Projektausschuss mit Vertretern aus Verwaltung, Medizin und Pflege.
  • Dokumentation: Erstellung von Release-Dokumentationen, Projektstatusberichten und Risikoberichten.
  • Herausforderungen: Koordination zwischen vielen Beteiligten, Sicherstellung der Qualität und Termintreue trotz hoher Komplexität.

Zusammenfassung

Die Vorlesung hat die wesentlichen Unterschiede zwischen agilen und klassischen Projektmethoden beleuchtet, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen und Vertragsgestaltungen.

  • Agile Projekte bieten Flexibilität und kontinuierliche Verbesserung, erfordern jedoch klare vertragliche Vereinbarungen zur Vergütung und Abnahme.
  • Klassische Projekte folgen einem strukturierten Ablauf mit detaillierten Spezifikationen und festen Abnahmeprozessen.

Die Wahl des richtigen Vertragstyps ist entscheidend für den Erfolg des Projekts und die rechtliche Absicherung aller Beteiligten.


Wichtige Gesetzesgrundlagen

  • § 640 BGB: Regelungen zur Abnahme im Werkvertrag.
  • EU-Data-Act & EU-AI-Act: Aktuelle gesetzliche Rahmenbedingungen im IT-Recht.

Tipps für Studierende

  • Vertragsarten verstehen: Wissen, ob ein Projekt als Werk- oder Dienstvertrag gilt, ist essenziell.
  • Agile Methoden meistern: Kenntnisse in Scrum und anderen agilen Methoden sind in der IT-Branche gefragt.
  • Rechtliche Aspekte beachten: Verständnis der rechtlichen Verpflichtungen und Rechte schützt vor zukünftigen Konflikten.
  • Change-Management: Lernen, wie man Änderungen strukturiert und vertraglich absichert.
  • Rechtseinräumung: Klare Vereinbarungen über die Urheberschaft und Rechte an der Software treffen.

Detaillierte Ausführungen

Einführung in die Vorlesung

Die Vorlesung begann mit einer Begrüßung und Hinweisen zur Aufzeichnung der Vorlesungen, um die Nachbereitung zu erleichtern. Zudem wurden drei freie Vorlesungsplätze angekündigt, die durch das Halten eines Vortrags zu einem Thema im Bereich Informations- und Technologierecht oder Informatik gewonnen werden können. Themenvorschläge umfassen Softwareentwicklung, Vertragsrecht, Datenschutz, Urheberrecht, EU-Rechtsprechung sowie aktuelle Gesetze wie den EU-Data-Act und den EU-AI-Act. Diese Themen sind nicht nur aktuell und interessant, sondern auch potenziell nützlich für Masterarbeiten oder berufliche Weiterentwicklung.

Agile Projekte im Detail

Die Dozentin sprach ausführlich über agile Projekte, insbesondere über die Unterschiede zu klassischen Projekten, die Notwendigkeit von Verträgen in agilen Umgebungen und die spezifische Durchführung mit Scrum.

Projektmethodik und Vertragsgestaltung

In agilen Projekten ist die Vertragsgestaltung besonders wichtig, da oft mehrere Parteien mit unterschiedlichen Interessen involviert sind. Verträge sollten daher die Zusammenarbeit klar regeln und die Vergütung an die erbrachten Leistungen koppeln. Dies ist besonders relevant, wenn starke Interessensgegensätze zwischen den Parteien bestehen, wie etwa unterschiedliche Vorstellungen über den finanziellen Aufwand oder die Qualität der Software.

Projektdurchführung mit Scrum

Die Projektdurchführung nach Scrum umfasst Iterationen (Sprints), die zwischen einer und vier Wochen dauern. Am Ende jedes Sprints findet ein Sprint-Review statt, bei dem der Auftraggeber die gelieferte Software prüft. Dies soll sicherstellen, dass die Software den Anforderungen entspricht und kontinuierlich verbessert wird.

Sprint-Reviews und Teilabnahmen

Ein kritischer Punkt in agilen Projekten ist die Prüfung der Softwarelieferungen. Während Sprint-Reviews eine schnelle Überprüfung ermöglichen, reicht diese oft nicht aus, um alle nicht-funktionalen Anforderungen wie Skalierbarkeit oder Stabilität zu bewerten. Eine Teilabnahme könnte diese Lücke schließen, ist jedoch juristisch schwer einzuordnen und erfordert klare vertragliche Regelungen.

Klassische Projekte im Detail

Im Gegensatz zu agilen Projekten folgen klassische Projekte einem strukturierten Wasserfallmodell mit klar definierten Phasen. Ein Pflichtenheft wird vorab erstellt und bildet die Grundlage für den Vertragsabschluss. Die Projektdurchführung erfolgt dann strikt nach diesen Spezifikationen, und die Abnahme der Software erfolgt nach vollständiger Fertigstellung und Prüfung durch den Auftraggeber.

Werkvertrag vs. Dienstvertrag

Die Unterscheidung zwischen Werkvertrag und Dienstvertrag ist im Projektmanagement von zentraler Bedeutung. Ein Werkvertrag verpflichtet den Auftragnehmer zur Lieferung eines bestimmten Ergebnisses, während ein Dienstvertrag lediglich die Erbringung von Dienstleistungen ohne konkretes Erfolgsergebnis vorsieht. Diese Unterscheidung beeinflusst maßgeblich die Vergütungsmodelle, Abnahmeprozesse und Gewährleistungsansprüche.

Rechtliche Aspekte und Vergütungsmodelle

Werkverträge sind oft mit erfolgsabhängiger Vergütung und Abnahmeprozessen verbunden, während Dienstverträge nach Aufwand vergütet werden. In agilen Projekten können beide Vertragsarten zum Einsatz kommen, abhängig davon, ob ein konkretes Werk geschuldet wird und ob Abnahmen vereinbart sind.

Change-Request-Verfahren im Detail

Änderungen während des Projekts werden durch ein strukturiertes Change-Request-Verfahren gehandhabt. Dies umfasst die Antragstellung, Prüfung und Genehmigung sowie die formelle Vertragsänderung. Change Requests können sowohl zu Budgeterhöhungen als auch zu Kostensenkungen führen, je nach Art der Änderung.

Rechte und Pflichten im Detail

Die rechtlichen Aspekte der Rechteeinräumung und Urheberschaft sind entscheidend, um spätere Streitigkeiten zu vermeiden. Klare Regelungen darüber, wem die Rechte an der Software und dem Source Code gehören, sind unerlässlich. Dies betrifft insbesondere die Weiterentwicklung und die Nutzung der Software durch den Auftraggeber.

Risiken und Herausforderungen im Detail

Unklare vertragliche Regelungen können zu erheblichen Risiken führen, darunter Zahlungsausfälle, rechtliche Streitigkeiten und komplexe Testprozesse. Besonders in agilen Projekten ist es wichtig, klare Vereinbarungen zu treffen, um diese Risiken zu minimieren.


Projektmanagement im Detail

Magic Triangle of Project Management

Das magische Dreieck des Projektmanagements umfasst drei Hauptaspekte:

  • Projektziel und Qualität:

    • Leistungsvereinbarungen: Was soll herauskommen?
    • Projektvorgehen: Wie wollen die Parteien vorgehen?
    • Leistungsbewertung und Projektfortschrittskontrolle: Abnahmen und Überprüfungen.
  • Termin:

    • Ablauf- und Terminmanagement: Nutzung von Kalendern oder Excel-Sheets zur Terminplanung.
  • Aufwand:

    • Aufwandsmanagement: Planung und Erfassung des Aufwands, Kontierung der Arbeitsstunden der Entwickler zur Kostenkontrolle und Abrechnung.

Zusammenhänge:

  • Wirtschaftlichkeit: Verhältnis zwischen Aufwand und Qualität.
  • Effizienz: Schnelligkeit der Termin-Erreichung im Verhältnis zum Aufwand.
  • Produktivität: Aufwand im vernünftigen Verhältnis zum Termin.

Aufgaben eines Projektleiters

Der Projektleiter hat vielfältige Aufgaben, insbesondere in klassischen Projekten:

  • Koordination, Planung und Überwachung: Sicherstellen, dass alle Projektphasen eingehalten werden.
  • Rekrutierung und Vertretung des Projekts: Personalmanagement und Repräsentation gegenüber Stakeholdern.
  • Dokumentation: Führung von Projekthandbuch, Projekttagebuch, Projektplänen, Statusberichten, und weiteren Dokumenten.
  • Eskalationsmanagement: Bei Problemen wird ein Eskalationsgremium eingeschaltet.
  • Risikomanagement: Identifikation und Bewertung von Risiken sowie Entwicklung von Gegenmaßnahmen.
  • Delegation von Aufgaben: Zuweisung von Aufgaben an Teammitglieder und Überwachung der Fortschritte.

Projektplanung und Kontrolle

  • Planung: Erstellung eines detaillierten Projektplans unter Berücksichtigung aller notwendigen Aktivitäten und Ressourcen.
  • Kontrolle: Regelmäßige Überprüfung des Projektfortschritts, Einhaltung von Terminen und Qualitätsstandards.
  • Aufwandskontrolle: Erfassung der Ist-Aufwände und Vergleich mit den geplanten Aufwänden zur Kostenkontrolle.

Herausforderungen:

  • Unklare Spezifikationen: Fehlende oder verspätete Informationen vom Auftraggeber können die Planung erschweren.
  • Teammanagement: Sicherstellen, dass alle Teammitglieder ihre Aufgaben erfüllen und rechtzeitig liefern.
  • Kommunikation: Effektive Kommunikation zwischen Auftragnehmer und Auftraggeber ist essenziell.

Dokumentation und Risikomanagement

  • Dokumentation: Erstellung und Pflege von Projektdokumentationen wie Projekthandbuch, Projekttagebuch, Besprechungsprotokollen und Auslieferungsbegleitpapieren.
  • Risikomanagement: Permanente Überwachung potenzieller Risiken, Bewertung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der möglichen Kosten sowie Entwicklung von Maßnahmen zur Risikominderung.

Beispiel: Universitätsklinikum Augsburg

Ein praktisches Beispiel für Projektmanagement in einem großen Umfeld:

  • Projektumfang: Einführung einer neuen Software in 27 klinischen Fachrichtungen mit über 1.000 bestehenden Softwareanwendungen.
  • Teamstruktur: Ein großer Projektleiter, Aufteilung in Teilprojekte, Einsatz externer Dienstleister für Spezialaufgaben.
  • Kommunikationsstruktur: Gesamtprojektleiter auf beiden Seiten, Qualitätsmanagement, Projektausschuss mit Vertretern aus Verwaltung, Medizin und Pflege.
  • Dokumentation: Erstellung von Release-Dokumentationen, Projektstatusberichten und Risikoberichten.
  • Herausforderungen: Koordination zwischen vielen Beteiligten, Sicherstellung der Qualität und Termintreue trotz hoher Komplexität.

Zusammenfassung

Die Vorlesung hat die wesentlichen Unterschiede zwischen agilen und klassischen Projektmethoden beleuchtet, insbesondere im Hinblick auf rechtliche Rahmenbedingungen und Vertragsgestaltungen.

  • Agile Projekte bieten Flexibilität und kontinuierliche Verbesserung, erfordern jedoch klare vertragliche Vereinbarungen zur Vergütung und Abnahme.
  • Klassische Projekte folgen einem strukturierten Ablauf mit detaillierten Spezifikationen und festen Abnahmeprozessen.

Die Wahl des richtigen Vertragstyps ist entscheidend für den Erfolg des Projekts und die rechtliche Absicherung aller Beteiligten.


Wichtige Gesetzesgrundlagen

  • § 640 BGB: Regelungen zur Abnahme im Werkvertrag.
  • EU-Data-Act & EU-AI-Act: Aktuelle gesetzliche Rahmenbedingungen im IT-Recht.

Tipps für Studierende

  • Vertragsarten verstehen: Wissen, ob ein Projekt als Werk- oder Dienstvertrag gilt, ist essenziell.
  • Agile Methoden meistern: Kenntnisse in Scrum und anderen agilen Methoden sind in der IT-Branche gefragt.
  • Rechtliche Aspekte beachten: Verständnis der rechtlichen Verpflichtungen und Rechte schützt vor zukünftigen Konflikten.
  • Change-Management: Lernen, wie man Änderungen strukturiert und vertraglich absichert.
  • Rechtseinräumung: Klare Vereinbarungen über die Urheberschaft und Rechte an der Software treffen.