Studentenlösungen – Juristisches IT‐Projektmanagement

Disclaimer

Die hier dargestellten Lösungen wurden von einem Studenten erstellt. Es wird keine Garantie für deren Korrektheit, Vollständigkeit oder Aktualität übernommen. Bitte verwenden Sie diese Lösungen nur als Orientierung und überprüfen Sie sie gegebenenfalls eigenständig.

Aufgabe 1 – Vertragsrecht

Aufgabe 1.1

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Auf welche Arten kann die Beendigung eines Werkvertrags eintreten?

Lösung:
Ein Werkvertrag kann beendet werden durch:

  1. Erfüllung: Das Werk wird vertragsgemäß hergestellt und durch den Kunden abgenommen.
  2. Aufhebungsvertrag: Beide Parteien vereinbaren einvernehmlich die Beendigung des Vertrags.
  3. Kündigung:
    • Ordentliche Kündigung: Insbesondere bei Dauerschuldverhältnissen oder vertraglich vereinbarten Kündigungsrechten.
    • Außerordentliche Kündigung: Bei gravierenden Pflichtverletzungen, wenn die Fortsetzung des Vertrages unzumutbar ist.
  4. Rücktritt: Bei erheblichen Mängeln oder Pflichtverletzungen kann eine Vertragspartei vom Vertrag zurücktreten.

Erklärung:
Neben der natürlichen Beendigung durch Vertragserfüllung gibt es also verschiedene Möglichkeiten (einseitig oder einvernehmlich), den Vertrag zu beenden. Dabei ist insbesondere zu unterscheiden zwischen vertraglich vereinbarten Kündigungsrechten und dem Rücktrittsrecht bei Pflichtverletzungen.


Aufgabe 1.2

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
Welche Rechtsfolgen treten ein, wenn der Kunde in einem Softwareprojekt die Abnahme ausspricht?

Lösung:
Mit der Abnahme gilt das Werk als vertragsgemäß erbracht.

  • Rechtsfolgen:
    • Der Werklohn wird fällig.
    • Es beginnt die Gewährleistungsfrist.
    • Die Gefahr und das Risiko gehen auf den Auftraggeber über.

Erklärung:
Die Abnahme ist der Moment, in dem der Kunde das fertige Werk als vertragsgemäß anerkennt. Dadurch wird der Vertrag im Wesentlichen erfüllt und der Auftragnehmer hat seinen Anspruch auf Zahlung der vereinbarten Vergütung sowie auf eine Entlastung von späteren Gewährleistungsverpflichtungen (beginnend mit der Mängelrügefrist).


Aufgabe 1.3

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
Nennen Sie 4 Vertragstypen, die in der IT‐Branche häufig vorkommen, aber nicht gesetzlich geregelt sind!

Lösung:
Typische (nicht speziell gesetzlich geregelte) Vertragstypen in der IT-Branche sind:

  1. Softwarelizenzvertrag
  2. Systemvertrag
  3. Projektvertrag
  4. Outsourcing

Quelle: (Foliensatz 1)

Erklärung:
Anders als Werk- oder Kaufverträge (die im BGB normiert sind) handelt es sich bei diesen Verträgen um individuell ausgestaltete Vereinbarungen, bei denen die Vertragsparteien weitgehend frei in der Ausgestaltung sind.


Aufgabe 1.4

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
Welche gesetzlich geregelten Vertragstypen kommen in der IT‐Branche regelmäßig zum Einsatz?

Lösung:
In der IT-Branche werden häufig folgende gesetzlich geregelte Vertragstypen eingesetzt:

  1. Werkvertrag (z. B. Softwareentwicklung)
  2. Kaufvertrag (z. B. beim Erwerb von Standardsoftware oder Hardware)
  3. Dienstvertrag (z. B. IT-Dienstleistungen, Beratungen)
  4. (Teilweise auch) Mietvertrag (z. B. zur Vermietung von Hardware)

Erklärung:
Diese Vertragstypen finden ihre Grundlage in den §§ 631 ff. (Werkvertrag), §§ 433 ff. (Kaufvertrag) und im Dienstvertragsrecht des BGB. Sie sind in ihrer wesentlichen Gestaltung gesetzlich normiert.


Aufgabe 1.5

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Welche Rechtsfolge tritt ein, wenn sich ein Kunde bei einem Werkvertrag weigert, die Abnahme durchzuführen,
obwohl er dazu verpflichtet ist?

Auf welcher gesetzlichen Regelung im BGB fußt dann der Rechtsanspruch des Auftragnehmers?
§ __ BGB

Lösung:

  • Rechtsfolge: Der Kunde gerät in einen Abnahmeverzug; der Auftragnehmer hat somit das Recht, die Zahlung des vereinbarten Werklohns (bzw. eine Vergütung für die bis dahin erbrachten Teilleistungen) zu fordern.
  • Gesetzliche Grundlage: § 640 BGB

Erklärung:
Verweigert der Kunde die Abnahme ohne berechtigten Grund, so gerät er in Verzug. Gemäß § 640 BGB wird in diesem Fall der Anspruch des Auftragnehmers auf Zahlung fällig, da die Gefahrübergabe und die Vergütungsfälligkeit bereits mit dem Abnahmezeitpunkt verknüpft sind.


Aufgabe 1.6

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Auf Basis von welcher gesetzlichen Regelung (Neufassung ab dem 01.01.2018) kann ein Auftraggeber einen Werkvertrag jederzeit ohne die Angabe von Gründen beenden?
§ __ BGB

Was gilt dann genau in Bezug auf die Abrechnung, wenn ein Projekt auf diese Art und Weise beendet wird?

Lösung:

  • Gesetzliche Grundlage: § 649 BGB
  • Abrechnung:
    Wird der Werkvertrag vom Auftraggeber ohne Angabe von Gründen beendet, so ist der Auftragnehmer lediglich zur Abrechnung der bis zum Kündigungszeitpunkt erbrachten Leistungen verpflichtet. Zusätzlich kann eine angemessene Entschädigung für bereits entstandene Aufwendungen (z. B. Vorleistungen, Materialkosten) zustehen – aber nicht der volle Werklohn.

Erklärung:
Die Neufassung des § 649 BGB (seit 01.01.2018) räumt dem Auftraggeber ein einseitiges Kündigungsrecht ein. Dies bedeutet, dass der Auftraggeber den Vertrag jederzeit ohne Begründung beenden kann, der Auftragnehmer jedoch nur für den tatsächlich erbrachten Leistungsumfang (inklusive etwaiger Mehraufwendungen) Anspruch auf Vergütung hat.


Aufgabe 2 – Agile Projektmethoden

Aufgabe 2.1

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Für die Anwendung der Projektmethode SCRUM sollten in der Praxis günstige Voraussetzungen gegeben sein, damit das Projekt zum Erfolg geführt werden kann.

Kreuzen Sie bitte nur diejenigen Punkte an, welche der nachfolgend genannten Faktoren ein agiles Projekt mit SCRUM begünstigen würden:

  • Fachkonzept liegt vor Vertragsschluss vor
  • Anforderungen bei Projektbeginn unbekannt
  • Keine Änderungen am Leistungsgegenstand
  • Projekt überhaupt nicht zeitkritisch
  • Projektumfang < 1.000 Manntage
  • Kleines Fixbudget muss eingehalten werden
  • Auftraggeber möchte intensiv mitwirken
  • Auftraggeber will komplette Dokumentation

Erklärung:
Agile Methoden wie SCRUM sind besonders geeignet, wenn die Anforderungen nicht zu Beginn fix feststehen, der Projektumfang überschaubar ist und der Auftraggeber aktiv und intensiv in den Entwicklungsprozess eingebunden ist. Ein vorab festgelegtes umfassendes Fachkonzept oder der Anspruch auf vollständige Dokumentation entsprechen eher klassischen Vorgehensmodellen.


Aufgabe 2.2

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Erläutern Sie folgende Rollen in einem typischen SCRUM‐Projekt:

Nr.RolleIhre Erläuterung
1SCRUM Master
2Product Owner

Lösung:

  1. SCRUM Master:

    • Verantwortlich für die Einhaltung des Scrum-Prozesses.
    • Unterstützt das Team, beseitigt Hindernisse und fördert eine produktive Zusammenarbeit.
    • Agiert als Coach und Facilitator, ohne selbst inhaltlich zu entscheiden.
  2. Product Owner:

    • Vertritt die Interessen der Kunden und Stakeholder.
    • Verantwortlich für das Product Backlog, setzt Prioritäten und definiert die Produktvision.
    • Entscheidet, welche Anforderungen in einen Sprint aufgenommen werden.

Erklärung:
Beide Rollen sind zentral für ein erfolgreiches SCRUM-Projekt: Der SCRUM Master sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Prozesses, während der Product Owner sicherstellt, dass das Produkt den Bedürfnissen der Anwender entspricht.


Aufgabe 2.3

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Befüllen Sie die nachstehende Tabelle mit den wesentlichen Aussagen des agilen Manifests!

Nr.Agiles PrinzipKlassisches Prinzip
1Individuals and interactions over processes and toolsProzesse und Werkzeuge über Menschen
2Working software over comprehensive documentationUmfassende Dokumentation über funktionierende Software
3Customer collaboration over contract negotiationVertragsverhandlungen über starre Kundenbeziehungen
4Responding to change over following a planBefolgen eines festen Plans über flexible Anpassung

Erklärung:
Das agile Manifest stellt den Menschen und die Zusammenarbeit in den Mittelpunkt und legt mehr Wert auf funktionierende Software sowie die flexible Reaktion auf Veränderungen als auf starre Prozesse, umfassende Dokumentation oder umfangreiche Vertragsverhandlungen – Aspekte, die im klassischen Projektmanagement oft dominieren.


Aufgabe 2.4

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
In welche wesentlichen Phasen gliedert sich ein SCRUM‐Sprint?

Lösung:
Ein typischer SCRUM-Sprint umfasst folgende Phasen bzw. Events:

  1. Sprint Planning: Festlegung der Sprint-Ziele und Auswahl der Backlog Items.
  2. Umsetzungsphase: Durchführung der Entwicklungsarbeiten (mit täglichen Daily Scrums zur Abstimmung).
  3. Sprint Review & Retrospective:
    • Sprint Review: Präsentation des Inkrements und Feedback vom Product Owner sowie Stakeholdern.
    • Sprint Retrospective: Reflexion des Prozesses und Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen.

Erklärung:
Diese Phasen stellen den iterativen Charakter von SCRUM dar: Zunächst wird geplant, dann umgesetzt und abschließend wird der Fortschritt überprüft und der Prozess kontinuierlich optimiert.


Aufgabe 3 – Spezifikation von Softwaresystemen

Aufgabe 3.1

Aufgabenstellung:

(6 Punkte)
Welche der nachfolgenden Themen sollten im Rahmen eines Fachkonzepts (= fachliche Vorgaben des Kunden) ausgearbeitet werden?

Bitte nur die richtigen Themen ankreuzen. Falsche Markierungen führen zu Punktabzug.

  • Anwendungsfälle
  • Transaktionskonzept
  • Geschäftsprozesse
  • Berechtigungsmodell
  • Schichtenmodell
  • Projekthintergrund
  • Nicht‐funktionale Anforderungen
  • Glossar
  • Prozessmodell
  • Fachliche Auswirkungen
  • Caching‐Mechanismen
  • Hash‐Verfahren

Erklärung:
Ein Fachkonzept konzentriert sich auf die fachlichen und geschäftlichen Anforderungen. Typische Inhalte sind daher Anwendungsfälle, Geschäftsprozesse, der Projekthintergrund, nicht-funktionale Anforderungen, ein Glossar sowie Darstellungen (z. B. Prozessmodelle) zur Veranschaulichung der Abläufe.


Aufgabe 3.2

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Nennen Sie 6 nicht‐funktionale Anforderungen!

Lösung (Beispiele):

  1. Performance/Antwortzeiten: Wie schnell soll das System reagieren?
  2. Sicherheit: Schutz vor unbefugtem Zugriff und Datenverlust.
  3. Benutzerfreundlichkeit (Usability): Einfache und intuitive Bedienbarkeit.
  4. Zuverlässigkeit/Verfügbarkeit: Hohe Systemstabilität und Betriebsbereitschaft.
  5. Skalierbarkeit: Möglichkeit, das System an wachsende Anforderungen anzupassen.
  6. Wartbarkeit: Einfache Fehlerbehebung und Erweiterbarkeit.

Erklärung:
Nicht-funktionale Anforderungen definieren Qualitätsmerkmale, die darüber entscheiden, wie gut ein System seine Aufgaben erfüllt – unabhängig von den konkreten Funktionen.


Aufgabe 3.3

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Erläutern Sie folgende Begriffe (lt. DIN‐Norm, sinngemäß, nicht unbedingt wörtlich):

  1. Lastenheft
  2. Pflichtenheft

Lösung:

  1. Lastenheft:

    • Beschreibt aus Sicht des Auftraggebers die zu erfüllenden Anforderungen und Ziele.
    • Enthält was benötigt wird, ohne konkrete Lösungsvorschläge.
  2. Pflichtenheft:

    • Leitet sich aus dem Lastenheft ab und wird vom Auftragnehmer erstellt.
    • Beschreibt wie die Anforderungen umgesetzt werden, inklusive technischer Details und Lösungsansätzen.

Erklärung:
Das Lastenheft legt den Bedarf fest, während das Pflichtenheft konkretisiert, wie dieser Bedarf technisch und organisatorisch erfüllt wird.


Aufgabe 3.4

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Welche Verantwortlichkeiten fallen einem Auftraggeber üblicherweise zu, wenn ein Fachkonzept zu erstellen ist?

Kreuzen Sie bitte nur die entsprechenden Verantwortlichkeiten an (und nur diese).

  • Definition der Ziele des Projekts
  • Definition der fachlichen Anforderungen
  • Beschreibung der technischen Umsetzung
  • Methodisches Vorgehen
  • Schätzung der Realisierungskosten
  • Angaben zu Mengengerüsten
  • Definition der Eingabemasken
  • Festlegung des fachlichen Datenmodells

Erklärung:
Der Auftraggeber ist vor allem für die fachlichen Grundlagen verantwortlich – also die Zielsetzung, Anforderungen, relevante Mengenangaben und das fachliche Datenmodell. Technische Details und Umsetzungsmethoden liegen im Verantwortungsbereich des Auftragnehmers.


Aufgabe 3.5

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Erläutern Sie bitte die Ebenen Nr. 2 und Nr. 3 des Begriffs „Beschaffenheitshierarchie“ (wie in der Vorlesung behandelt).

EbeneIhre Erläuterung
1Die konkrete vertragliche Vereinbarung
2Produktbezogene Leistungsbeschreibung: Hier wird detailliert festgelegt, welche Eigenschaften, Funktionen und Spezifikationen das zu erstellende Werk haben soll.
3Qualitative Rahmenbedingungen: Hierzu zählen Anforderungen an Qualität, Zuverlässigkeit, Sicherheit und sonstige nicht-funktionale Aspekte, die das Werk zu erfüllen hat.

Erklärung:
Während Ebene 1 die grundsätzliche vertragliche Übereinkunft darstellt, konkretisiert Ebene 2 das “Was” (Funktionalitäten und Leistungsmerkmale) und Ebene 3 das “Wie gut” (Qualitäts- und Leistungsanforderungen).


Aufgabe 4 – Mitwirkungsleistungen des Auftraggebers

Aufgabe 4.1

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Nennen Sie zwei klassische Mitwirkungsleistungen, die von einem Auftraggeber in einem Softwareprojekt in aller Regel erwartet werden!

Lösung:

  1. Bereitstellung fachlicher Informationen und Anforderungen (z. B. Lastenheft, vorhandene Prozesse).
  2. Rechtzeitige Entscheidungen und Freigaben (z. B. Abnahme von Teilergebnissen, Klärung von Rückfragen).

Erklärung:
Damit ein Projekt reibungslos verläuft, ist es essenziell, dass der Auftraggeber aktiv mitarbeitet – sei es durch das Bereitstellen von notwendigen Informationen oder durch zeitnahe Abstimmungen.


Aufgabe 4.2

Aufgabenstellung:

(1 Punkt)
Definieren Sie den Begriff „Mitwirkungsobliegenheit“.

Lösung:
Die Mitwirkungsobliegenheit beschreibt die Pflicht des Auftraggebers, aktiv und rechtzeitig an der Projektdurchführung mitzuwirken – etwa durch das Bereitstellen von Informationen, Entscheidungen oder Ressourcen. Zwar handelt es sich hierbei um keine strenge Vertragspflicht, doch kann eine schuldhafte Nichtmitwirkung zu Verzögerungen und Mehrkosten führen.

Erklärung:
Auch wenn Mitwirkungsleistungen oft nicht als klassische Hauptleistungspflichten vertraglich fixiert sind, wird vom Auftraggeber erwartet, dass er zum Gelingen des Projekts beiträgt.


Aufgabe 4.3

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Unter welchen Bedingungen werden Mitwirkungsleistungen zu Vertragspflichten?

Bitte nur die richtigen Punkte ankreuzen.

  • Wenn sie ausdrücklich im Vertrag als solche festgelegt werden
  • Wenn durch Unterlassung der Vertragszweck gefährdet wird
  • Wenn es der Softwarelieferant im Projekt verlangt
  • Wenn der Qualitätsmanager es so verfügt
  • Wenn der Kunde seine Mitwirkungsleistungen absichtlich verzögert
  • Wenn klar ist, dass die Handlungen nicht nur im Interesse des Auftraggebers liegen
  • Wenn § 643 BGB anzuwenden ist
  • Wenn der Auftragnehmer in Verzug geraten ist

Erklärung:
Mitwirkungsleistungen werden zu vertraglichen Pflichten, wenn sie explizit vereinbart sind, wenn ihr Unterlassen den gesamten Vertragszweck gefährden kann, wenn sie auch dem Auftragnehmer nutzen (also nicht rein einseitig im Interesse des Auftraggebers liegen) und wenn sich gesetzliche Regelungen wie § 643 BGB darauf beziehen.


Aufgabe 4.4

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
In welchen Fällen kann der Auftragnehmer Schadenersatz verlangen, wenn der Auftraggeber seiner Mitwirkungspflicht nicht nachkommt?

Bitte nur die richtigen Punkte ankreuzen.

  • Wenn ein Kündigungsrecht gemäß § 643 BGB besteht
  • Wenn der zugrunde liegende Vertrag als „Werklieferungsvertrag“ einzuordnen ist
  • Wenn es sich bei der Mitwirkungsleistung um eine Obliegenheit gehandelt hat
  • Wenn die Mitwirkungspflicht explizit im Vertrag geregelt war
  • Wenn es sich bei der Mitwirkungspflicht um eine unselbständige Nebenpflicht gehandelt hat
  • Wenn es sich bei der Mitwirkungspflicht um eine selbständige Nebenpflicht gehandelt hat

Erklärung:
Ist die Mitwirkungspflicht klar und vertraglich festgelegt – sei es als unselbständige oder als selbständige Nebenpflicht – und wird diese schuldhaft verletzt, so kann der Auftragnehmer Schadenersatz wegen der daraus entstehenden Mehrkosten oder Verzögerungen verlangen.


Aufgabe 4.5

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Welche Maßnahmen empfehlen sich für das juristische IT‐Projektmanagement, wenn der Themenkreis „Mitwirkungsleistungen des Auftraggebers“ zugrunde gelegt wird?

Bitte nur die richtigen Punkte ankreuzen.

  • Keine Definition der Mitwirkungsleistungen zu Gunsten der Flexibilität
  • Für Mitwirkungsleistungen sollten Qualitäts‐ bzw. „Abnahme“‐Kriterien definiert werden
  • Die Vergütung für Prüfungsaufwände des Auftragnehmers sollte erst im Projekt verhandelt werden
  • Mitwirkungsleistungen sind in den Aktivitäten‐ und Fristenplan (AFP) zu integrieren
  • Unterlassener Mitwirkung muss für den Auftraggeber folgenlos bleiben
  • Es ist zu vereinbaren, dass der Auftragnehmer die Mitwirkungsleistungen des Auftraggebers nicht prüfen darf
  • Wenn in Bezug auf die Erbringung von Mitwirkungsleistungen Meinungsunterschiede entstehen, sollte sofort eskaliert werden bis hin zum Projektstillstand
  • Im Werkvertrag muss der Auftraggeber seine Mitwirkungsleistungen nicht koordinieren, da der Auftragnehmer / Softwarelieferant die Gesamtverantwortung hat

Aufgabe 5 – Dokumentation

Aufgabe 5.1

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Welche Dokumentation ist immer geschuldet, wenn im Vertrag zum Thema „Dokumentationen“ überhaupt nichts vereinbart wurde?

Dies gilt wegen:

  • eines BGH‐Urteils aus den neunziger Jahren
  • eines BGH‐Urteils aus dem Jahr 2018
  • aufgrund § 640 BGB
  • aufgrund § 377 HGB

Lösung:
Es gilt die Verpflichtung zur Lieferung einer mindestens üblichen Gebrauchsdokumentation – wie sie bereits in einem BGH‑Urteil aus den neunziger Jahren festgelegt wurde.

Erklärung:
Auch wenn im Vertrag keine konkreten Dokumentationsinhalte vereinbart wurden, wird der Auftragnehmer nach aktueller Rechtsprechung (BGH, 1990er) zur Lieferung einer Dokumentation verpflichtet, die es dem Auftraggeber ermöglicht, die Software sachgerecht zu nutzen.


Aufgabe 5.2

Aufgabenstellung:

(6 Punkte)
Erläutern Sie die Bedeutung der nachfolgenden Dokumentationen!

DokumentationLösung & Erläuterung
Customizing GuideBeschreibt, wie eine Standardsoftware an kundenspezifische Bedürfnisse angepasst werden kann – häufig mit Schritt‑für‑Schritt-Anleitungen und Konfigurationshinweisen.
Inline‐DokumentationKommentare und Erklärungen direkt im Quellcode, die Entwicklern das Verständnis der Programmstruktur und -logik erleichtern und so Wartung und Weiterentwicklung unterstützen.
Entwicklungs‐dokumentationUmfasst technische Spezifikationen, Architekturentscheidungen und Design-Überlegungen, die während der Softwareentwicklung getroffen wurden – wichtig für spätere Wartung und Erweiterungen.
BetriebshandbuchEnthält Anleitungen zur Installation, Konfiguration, dem Betrieb und der Fehlerbehebung der Software – richtet sich an Administratoren und Betreiber.
TestprotokolleDokumentieren die Durchführung von Tests, Testergebnisse sowie festgestellte Fehler – dienen als Nachweis der Qualitätssicherung und Grundlage für Abnahmen.
Projektmanagement‐dokumentationErfasst Planung, Fortschritte, Entscheidungen und Kommunikationsprotokolle des Projekts – wichtig für das Controlling und die spätere Projektreview.

Erklärung:
Jede dieser Dokumentationen erfüllt einen speziellen Zweck im Lebenszyklus einer Software – von der individuellen Anpassung über die Entwicklung bis hin zum Betrieb und der Qualitätssicherung.


Aufgabe 5.3

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Nennen Sie 4 Dokumentationen, die man der Testdokumentation zuordnen würde!

Lösung (Beispiele):

  1. Testplan
  2. Testfallbeschreibungen
  3. Testprotokolle
  4. Testbericht/Abnahmeprotokoll

Erklärung:
Diese Dokumente stellen sicher, dass die Testaktivitäten systematisch geplant, durchgeführt und ausgewertet werden, sodass die Qualität und Funktionsfähigkeit der Software nachvollziehbar und überprüfbar ist.


Aufgabe 6 – Change Management

Aufgabe 6.1

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Welche Themen sollte ein Change Request in der Praxis adressieren?

Lösung (Beispiele):

  1. Beschreibung der gewünschten Änderung: Konkretisierung, was verändert werden soll.
  2. Begründung: Warum ist die Änderung notwendig (z. B. geänderte Anforderungen, neue Marktbedingungen)?
  3. Auswirkungen auf Kosten und Zeitplan: Einschätzung, wie sich die Änderung auf Budget und Termine auswirkt.
  4. Risiko- und Qualitätsbewertung: Analyse, ob und wie sich die Änderung auf die Qualität und Stabilität des Projekts auswirkt.

Erklärung:
Ein Change Request dient dazu, Änderungswünsche systematisch zu erfassen, deren Auswirkungen zu bewerten und damit eine fundierte Entscheidung über die Umsetzung zu ermöglichen.


Aufgabe 6.2

Aufgabenstellung:

(4 Punkte)
Nennen Sie 4 Schwierigkeiten, die sich in der Praxis regelmäßig im Zusammenhang mit gewünschten Leistungsänderungen ergeben!

Lösung (Beispiele):

  1. Unklare Anforderungen: Änderungswünsche sind oft nicht ausreichend spezifiziert.
  2. Schwierigkeiten bei Aufwandsschätzungen: Es fällt schwer, den zusätzlichen Aufwand und die Kosten präzise zu kalkulieren.
  3. Terminliche Verzögerungen: Änderungen können den Projektzeitplan erheblich durcheinanderbringen.
  4. Interne Interessenkonflikte: Unterschiedliche Auffassungen zwischen Auftraggeber, Auftragnehmer und weiteren Stakeholdern können zu Konflikten führen.

Erklärung:
Leistungsänderungen bergen häufig Unsicherheiten hinsichtlich Aufwand, Kosten und Zeit, was zu komplexen Abstimmungsprozessen und potenziellen Verzögerungen im Projekt führt.


Aufgabe 7 – Test und Abnahme

Aufgabe 7.1

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Was ist ein Mangel?

Wo ist der Mangel im Gesetz definiert?

  • Überhaupt nicht.
  • Es ist nur definiert, wann ein Werk / eine Sache frei von Mängeln ist.
  • § 377 HGB
  • BGH‐Urteil vom 19.01.1991
  • § 633 BGB (Werkvertragsrecht) und § 434 BGB (Kaufrecht)

Erklärung:
Ein Mangel liegt vor, wenn die vereinbarte Beschaffenheit eines Werks bzw. einer Sache nicht erreicht wird. Die maßgeblichen Vorschriften finden sich in § 633 BGB für Werkverträge und in § 434 BGB für Kaufverträge.


Aufgabe 7.2

Aufgabenstellung:

(1 Punkt)
Wer ist für die Definition der Abnahmekriterien zuständig?

  • Auftraggeber
  • Auftragnehmer

Erklärung:
Da der Auftraggeber am Ende das fertige Werk nutzen soll, liegt es in seiner Verantwortung, die Abnahmekriterien festzulegen – ggf. in Abstimmung mit dem Auftragnehmer.


Aufgabe 7.3

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Unterliegen die im Projekt erstellten Dokumentationen auch der Abnahme (Werkvertrag unterstellt)?

  • Ja
  • Nein

Begründung:
Da die Dokumentation vertraglich als Teil der Leistung vereinbart sein kann, unterliegt sie grundsätzlich – wie das restliche Werk – der Abnahme.

Erklärung:
Wird die Dokumentation als Leistungsbestandteil vereinbart, so muss sie den vertraglich festgelegten Anforderungen genügen und wird somit bei Abnahme geprüft.


Aufgabe 7.4

Aufgabenstellung:

(8 Punkte)
Unter welchen Umständen ist der Quellcode einer individuell erstellten Software geschuldet bzw. höchstwahrscheinlich geschuldet?

Bitte nur die richtigen Punkte ankreuzen.

  • Wenn die Übergabe des Quellcodes vertraglich vereinbart ist, muss der Auftragnehmer den Quellcode an den Auftraggeber liefern.
  • Wenn der Auftraggeber alle Leistungen des Auftragnehmers bezahlt hat, kann er immer den Quellcode verlangen.
  • Wenn die Übergabe des Quellcodes hingegen nicht vereinbart ist, ist mangels einer ausdrücklichen Vereinbarung nach den Umständen des Einzelfalls zu entscheiden, ob der Quellcode zu übergeben ist. Neben der Höhe des vereinbarten Werklohns kann dabei insbesondere dem Umstand Bedeutung zukommen, ob das Programm zur Vermarktung erstellt wurde oder ob der Auftraggeber zur Wartung den Zugriff benötigt.
  • Der Quellcode ist immer dann geschuldet, wenn sich die Übergabe aus dem Vertragszweck ableiten lässt.
  • Falls die Vertragspartner vereinbart haben, dass der Auftraggeber das System weiterbearbeiten will, ist anzunehmen, dass der Quellcode geschuldet ist.
  • Wenn der Quellcode für eine Software geschuldet war, kann man davon ausgehen, dass auch zukünftig der Quellcode für Updates der Software geschuldet ist.
  • Der Quellcode ist nur dann geschuldet, wenn der Auftraggeber in der Lage ist, den Quellcode ohne Dokumentation zu verstehen.
  • Der Auftragnehmer muss den Quellcode nicht liefern, wenn er den Quellcode in anderen Produkten weiterverwenden will.

Erklärung:

  • Ist die Quellcodeübergabe vertraglich ausdrücklich vereinbart oder leitet sich aus dem Vertragszweck (z. B. Weiterentwicklung oder Wartung) ab, so ist der Quellcode geschuldet.
  • Wenn keine ausdrückliche Vereinbarung vorliegt, ist anhand der Umstände (wie Werklohnhöhe, Vermarktungsabsicht oder Weiterbearbeitungswunsch) zu prüfen, ob eine Quellcodeübergabe zu erwarten ist.
  • Gleichzeitig kann der Auftragnehmer die Übergabe verweigern, wenn er sich das Recht zur Weiterverwendung des Quellcodes vorbehalten hat.

Aufgabe 8 – Projektmanagement

Aufgabe 8.1

Aufgabenstellung:

(2 Punkte)
Nennen Sie 4 klassische Planungsdokumente, die ein Projektleiter auf Auftragnehmerseite typischerweise erstellt und während der Laufzeit des Projekts pflegt!

Lösung (Beispiele):

  1. Projektstrukturplan (PSP)
  2. Terminplan/Gantt-Diagramm
  3. Ressourcenplan
  4. Risikomanagementplan

Erklärung:
Diese Dokumente dienen dazu, das Projekt systematisch zu planen, den Fortschritt zu überwachen und auf Risiken oder Änderungen frühzeitig reagieren zu können.


Aufgabe 8.2

Aufgabenstellung:

(3 Punkte)
Aus welchen Bestandteilen besteht eine umfassende Projektplanung?

Nennen Sie 3 wesentliche Bestandteile.

Lösung (Beispiele):

  1. Ziel- und Umfangsdefinition: Klare Festlegung der Projektziele, des Leistungsumfangs und der zu erbringenden Ergebnisse.
  2. Zeit- und Terminplanung: Festlegung von Meilensteinen, Deadlines und einem detaillierten Zeitplan.
  3. Ressourcen- und Kostenplanung: Planung des Einsatzes von Personal, Material und Budget.

Erklärung:
Eine ganzheitliche Projektplanung umfasst sowohl die inhaltliche Zielsetzung als auch die operative Umsetzung (Zeit, Ressourcen, Kosten) und bildet somit die Grundlage für das Projektcontrolling und -management.


Zusammenfassung

Diese Lösungs‑.md fasst alle zentralen Themen des juristischen IT-Projektmanagements zusammen. Von den Grundlagen des Vertragsrechts über agile Methoden und spezifikationsbezogene Anforderungen bis hin zu den Themen Mitwirkung, Dokumentation, Change Management, Test/Abnahme und klassischem Projektmanagement – alle wichtigen Punkte werden anhand der Aufgabenstellungen erläutert. Nutzen Sie dieses Dokument als Nachschlagewerk und zur Vertiefung der Thematik.


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These are my personal notes. While I strive for accuracy, I’m still a student myself. Thanks for being part of this journey!